Gesundheitskiosk der Sieg Reha
In Zeit der digitalen Medien und des aggressiven Marketings für ungesunde Lebensmittel ist es wichtig mehr eigene Gesundheitskompetenzen zu erlangen. Die Ausbreitung lebensstilbedingter Krankheiten ist heutzutage zu einer der größten Herausforderungen weltweit geworden. In Deutschland ist über die Hälfte der Erwachsenen übergewichtig, fast ein Viertel ist sogar krankhaft übergewichtig (adipös). Das Auftreten von Übergewicht, auch in Deutschland, steigt weiter an, ebenso wie die Zahl der häufigsten Adipositas-Folgeerkrankung, des Typ-2-Diabetes. Diese führt zu einem erhöhten Risiko für schwerwiegende Komplikationen wie z. B. Schlaganfälle, die meistens mit dauerhaften Einschränkungen der Lebensqualität einhergehen. Vor dem Hintergrund der steigenden Zahlen und dem Versagen der meisten bisherigen therapeutischen und präventiven Maßnahmen sollte die Entstehung dieses Problems erneut unter die Lupe genommen werden.
Zu den Hauptursachen von Übergewicht zählt neben der genetischen Veranlagung und Bewegungsmangel vor allem die Fehlernährung. Doch auch Menschen mit einer Veranlagung zum Dicksein können in den meisten Fällen durch einen gesunden Lebensstil, ausreichend Bewegung und eine gute Ernährung ein Leben lang schlank bleiben. Sie benötigen jedoch mehr Disziplin, um das Gewicht halten zu können. Die Bedeutung von sportlichen Aktivitäten in der Bekämpfung von Übergewicht wurde über längere Zeit überbewertet. Nur mit Hilfe von solchen Aktivitäten abzunehmen ist schwierig. Im Wesentlichen beeinflussen die Essgewohnheiten und der Lebensstil das Körpergewicht.
Die Energieaufnahme durch Essen ist ein hochkomplexer Vorgang, an dem viele Stoffwechselvorgänge beteiligt sind. Unterschiedliche Hormone, Enzyme und Botenstoffe spielen dabei eine wichtige Rolle. Es ist nicht nur die steigende durchschnittliche Kalorienzufuhr, die die Zunahme von Gewicht begünstigt (von ca. 2885 kcal/Tag im Jahr 1961 auf ca. 3499 kcal/Tag 2013). Vieles spricht dafür, dass der stetig steigende Zuckerkonsum eine besondere Bedeutung hat. Kalorien aus Zucker oder Fruktose haben per se keine gewichtssteigernde Wirkung. Eine Mitschuld bei der Entwicklung von Übergewicht kann man aber nicht länger leugnen. Der Zucker wird im oberen Dünndarm aufgenommen und führt zur Ausschüttung von einem Hormon, dessen Konzentration durch Kohlenhydrate steigt und die Insulinantwort so steuert, dass Fett angesetzt wird und sich eine Insulinresistenz entwickelt, wie sie beim Diabetes Typ 2 ausschlaggebend ist. Häufig wird Zucker durch künstliche Süßstoffe ersetzt. Diese werden kostengünstig hergestellt und stehen bei längerer Einnahme im Verdacht, zu einer Gewichtszunahme zu führen und das Risiko für Adipositas, Diabetes Typ 2, Bluthochdruck oder Herzerkrankungen zu steigern. Der Effekt könnte durch eine geringere sättigende Wirkung im Gehirn bei der gleichen Aufnahme von Kalorien oder durch eine intensive Süße, die die Geschmacksschwelle für „süß“ erhöhen und auf diese Weise die Aufnahme von weiteren Kalorien fördern, erklärt werden.
Um Zuckerkonsum zu drosseln, braucht man mehr Transparenz über versteckten Zucker in Lebensmitteln. Dies kann z. B. durch die Politik mit Verpflichtung der Industrie geregelt werden. In Deutschland setzt man lediglich auf die freiwilligen Vereinbarungen der Industrie, die wenig Effizienz zeigen. Aktuell werden hierzulande täglich im Durchschnitt zwischen 90 und 110 Gramm Zucker pro Kopf verbraucht (Empfehlung der WHO 50g). Rund 60% der Erfrischungsgetränke in Deutschland sind laut Foodwatch überzuckert, sie enthalten mehr als 4 Stück Würfelzucker pro ¼ -Liter–Glas. Vor kurzem wurde zum Beispiel die Rezeptur von Nutella verändert. Bestimmt schmeckt es gut, allerdings ist der Zuckergehalt um einige Prozente höher geworden. Der Konzern erklärt dies durch den Wechsel von Zutatenlieferanten. Auf diesem Wege möchten wir Ihr Problembewusstsein schärfen und darauf hinweisen, dass nicht nur der zugeführte Gesamtkalorienwert, sondern woraus diese Kalorien gewonnen werden, relevant ist. Selbstverständlich entscheiden Sie, was Sie essen und trinken.
Olga Weirich, Fachärztin für Neurologie
In den vergangenen zehn Jahren sterben immer weniger Menschen an Infektionen und die Mütter- / Kindersterblichkeit sinken durch bessere Medikamente, leichtere Erreichbarkeit von Therapien. Die Lebenserwartung steigt kontinuierlich. Doch gleichzeitig wird Übergewicht zu einem immer größeren Problem – auch in Deutschland. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung Deutschlands ist übergewichtig, sogar ca. ein Viertel davon adipös( krankhaftes Übergewicht). Übergewicht bildet die Vorstufe zur Adipositas( Männer sind in Deutschland in allen Altersgruppen stärker von Übergewicht betroffen als Frauen). Es handelt sich dabei um einen chronischen Zustand, bei dem sich im Körper mehr Fettgewebe ansammelt als normal, sodass das Körpergewicht erhöht ist. Ursächlich dafür sind nicht nur die zu hohe Energiezufuhr mit einer positiven Energiebilanz und Bewegungsmangel sondern auch die psychischen Faktoren wie z.B. Stress und Frustessen verantwortlich. Erbliche Einflüsse auf die Gewichtsentwicklung sind durch bestimmte Medikamente, hormonelle Erkrankungen wie z. B. Schilddrüsen-Erkrankungen, lange Bettlägerigkeit, Schwangerschaft, Rauchstopp, Operationen an bestimmten Hirnregionen sowie ständigen Schlafmangel auch möglich. Adipositas und auch Übergewicht erhöhen das Risiko für viele Erkrankungen, unter anderem für Diabetes, Herzinfarkt, Bluthochdruck und Schlaganfälle.
Übergewicht gilt als ungesund. Doch etwa jeder vierte Übergewichtige hat gar keine schlechten Blutfett- und Zuckerwerte. Laut einigen Untersuchungen sind rund 25 % der Menschen mit Übergewicht metabolisch gesund, während etwa 20% der Normalgewichtigen als stoffwechselkrank gelten. Gibt es gesunde Übergewichtige? Was unterscheidet gesunde Übergewichtige von kranken? Entscheidend ist offenbar der Speicherort des Fettes. Solange überschüssige Energie an den dafür vorgesehenen Stellen im Körper gespeichert wird, hat es keine Auswirkungen auf den Metabolismus. Der richtige Fettspeicherplatz ist das Unterhautgewebe, insbesondere an Po und Oberschenkeln. Gesundheitliche Probleme stellen Forscher hingegen fest, wenn zu viel Fett im Bauch abgelagert wird. Dieses sogenannte viszerale Fett umhüllt innere Organe und Eingeweide. Von außen ist es lediglich im Ultraschall zu erkennen. Noch stärker unterscheiden sich gesunde und kranke Übergewichtige aber hinsichtlich Fettablagerungen in der Leber oder in anderen Organen, wie Herz und Bauchspeicheldrüse. Die Organe speichern das Fett nur für kurze Zeit und geben einen Teil wieder ins Blut ab. Dort kommt es zu Ablagerungen an den Gefäßen und damit zu Arteriosklerose, die auch als Arterienverkalkung bezeichnet wird. Ein erhöhter Fettgehalt der Leber wirkt am stärksten auf die Insulinsensitivität und den Insulinstoffwechsel aus. Die Zellen, unter anderem in der Leber, reagieren dann nicht mehr richtig auf Insulin und nehmen weniger Zucker auf – der Blutzuckerspiegel steigt. Um dem entgegenzuwirken, produziert die Bauchspeicheldrüse immer mehr Insulin, bis sie durch die Überproduktion nicht mehr richtig arbeitet. Insulinresistenz ist eine Ursache für Typ-2-Diabetes.
Dick =krank? Falsch! Zunächst nur das Risiko, durch Übergewicht krank zu werden, ist deutlich erhöht. Allerdings haben gesunde Adipösen gegenüber ungesunden lediglich einen Zeitvorsprung. Bereits nach 2 Jahren, laut einer Studie, ca. ein Drittel nicht mehr gesund sind und nach ca. 8 Jahren fast zwei Dritteln. Im Vergleich werden nur ca. 16% der Normalgewichtigen krank.
Abnehmen oder leben, wie ich will und den eigenen Körper so zu lieben, wie er ist? Weniger essen, mehr Sport treiben – für den Moment hat das bei gesunden Übergewichtigen keinen erkennbaren Nutzen für die Gesundheit. Aber um gesund zu bleiben, sollten auch sie zumindest nicht weiter zunehmen.
Sollten Sie sich für eine Diät entscheiden, um ein paar Pfunde abzulegen, die zu viel sind, sollte zuvor ein sogenannter BMI bestimmt werden. Dieser Body-Maß- Index führte der belgische Soziologe Adolf Ketle in 1869 ein. Er wird in der Medizin für die Einschätzung des Ernährungszustandes bei Kindern und Erwachsenen eingesetzt.
Allerdings hat BMI auch die Nachteile. Bei seiner Berechnung werden die wichtigen Faktoren wie Geschlecht und Alter des Menschen nicht berücksichtigt. Es ist allgemein bekannt, dass BMI bei Männern und Menschen im mittleren Alter höher als bei Frauen und alten Menschen ist. Außerdem zeigt er nicht, ob das Übergewicht auf die erhöhte Muskelmasse oder erhöhte Fettablagerung zurückzuführen ist. Wer Muskeln aufbaut und Fett verliert wird nicht leichter, denn Muskeln sind schwerer als Fett. Aber er wird metabolisch gesünder.
Andere, ganz banale, jedoch ziemlich aussagefähige Methode, das Bauchfett zu schätzen ist Bestimmung vom Bauchumfang. Zur Messung wird einfach ein Maßband etwa in Bauchnabelhöhe locker um den Bauch gelegt (am besten morgens vor dem Frühstück und dabei leicht ausatmen). Für Männer beginnt ein erhöhtes Risiko für Folgeerkrankungen ab einem Taillenumfang von 94cm, ab 102 ist es deutlich erhöht. Für Frauen: erhöhtes Risiko ab 80 cm, deutlich erhöht ab 88 cm.
Olga Weirich, Fachärztin für Neurologie
Indikator des Befindens
Sehr viele Menschen leiden unter Schlafstörungen. Allein in Deutschland sind es sechs bis zehn Prozent der Bevölkerung. Frauen sind doppelt so häufig betroffen wie Männer. Schlafstörungen zählen neben Kopfschmerzen zu den häufigsten Beschwerden. Seit 2010 steigen Schlafstörungen deutlich an. Unser Wohlbefinden und unsere Aktivitäten während des Tages hängen maßgebend vom Erholungswert unseres Schlafes ab.
Schlaf ist kein passiver Ruhezustand, wie man denkt. Er ist eine aktive Leistung des Organismus, die einem Rhythmus unterliegt, welcher durch biologische Uhren gesteuert wird. Sie folgt einem sogenannten zirkadianen, etwa 24stündigen Rhythmus. Der gesunde Schlafverlauf eines Menschen zeichnet sich durch das mehrfach wiederholte Auftreten von verschiedenen Phasen oder Schlafstadien aus. Man unterscheidet zwei verschiedene Arten von Schlaf:
-Schlaf mit Beobachtung rascher Augenbewegungen (REM-Schlaf): In dieser Phase wird lebhaft geträumt. Von Schlafforschern wird vermutet, dass die Augen sich so rasch bewegen, weil sie schnell wechselnden Traumbildern folgen. Dieses Stadium beträgt ca. 25% des Nachtschlafes.
-Schlaf nur mit weniger oder keinen Augenbewegungen (Non-REM-Schlaf): Diese Art von Schlaf wird in vier Stadien mit zunehmender Schlaftiefe unterteilt (Einschlafstadium, Leichtschlaf, Mitteltiefer Schlaf, Tiefschlaf).
Den einzelnen Schlafphasen kommt eine unterschiedliche Bedeutung zu. In den Tiefschlafphasen( mitteltiefer Schlaf und Tiefschlaf) werden größere Mengen des Wachstumshormons aus der Hirnanhangsdrüse ausgeschüttet, welches neben dem Wachstum auch für die Regeneration der Körperzellen und die Erholung des Organismus verantwortlich ist. Der REM-Schlaf( Traumschlaf) dient vorwiegend der Informationsverarbeitung. Beide Phasen des Schlafes sind wichtig und lebensnotwendig. Das Schlafbedürfnis ist individuell sehr unterschiedlich und wird in großem Maße genetisch mitbestimmt. Die durchschnittliche Schlafdauer beträgt etwa 7-9 Stunden täglich. Sowohl Schlafbedarf als auch Schlafdauer sind altersabhängig, beide nehmen bis ins hohe Alter hinein ab.
- Ein Säugling verbringt im Schlaf ca. 2/3 des Tages
- Ein Kleinkind benötigt ca. 12 Stunden Schlaf
- Ein Erwachsener braucht ca. 7-9 Stunden Schlaf
- Ein älterer Mensch benötigt ca. 6 Stunden Schlaf
Im Alter gehen die Anteile des Tiefschlafs drastisch zurück. Dafür nimmt die Zeit im Leichtschlaf- und Einschlafstadium deutlich zu. Besonders diese Schlafstadien sind störanfällig für Reize unterschiedlichster Art wie ungelöste seelische Probleme, unbewältigte Konflikte, unbewusste Ängste, seelische und körperliche Erkrankungen und auch fehlende erholsame Umgebung. Es kann häufig zu einer Unterbrechung des Schlafablaufs mit vielen Wachzeiten kommen. Dieser oberflächliche und zerstückelte Schlaf führt nicht selten zu Tagesmüdigkeit, erhöhten Reizbarkeit, schlechten Stimmung, Abgespanntheit, Konzentrationsschwierigkeiten und eingeschränkter Leistungsfähigkeit.
Jeder dritte Verkehrsunfall ist auf Übermüdung und Sekundenschlaf zurückzuführen. Experten zufolge sind ungefähr 25 Prozent der Unfälle auf deutschen Straßen auf plötzlichen Schlaf zurückzuführen. Schlafstörung geht nicht nur mit erhöhtem Unfallrisiko einher, sondern es gibt tatsächlich klare Zusammenhänge zwischen Schlafmangel und Übergewicht, Diabetes, Bluthochdruck, Herzerkrankungen, Schlaganfall, Depressionen, geschwächter Immunabwehr sowie erhöhter Sterblichkeit. Bei Schlafproblemen greifen viele Betroffene zur Selbstmedikation. Jeder zweite von ihnen kauft Schlafmittel ohne Rezept in der Apotheke oder Drogerie. Es gibt kein Patentrezept für gesunden Schlaf. Die folgenden Tipps können jedoch hilfreich sein:
- Vermeiden anstrengender körperlicher und geistiger Arbeit, Stress, zu viel abendliche TV- und Computer-Nutzung vor dem Zubettgehen. Kein Leistungssport am Abend
- regelmäßig zur gleichen Zeit ins Bett gehen und aufstehen (morgens eventuell 1 Stunde früher), auch im Urlaub und am Wochenende.
- Verzicht auf Nickerchen tagsüber. Sollte es nicht möglich sein-dann vor 14Uhr und nicht länger als 1 Stunde
- Schlafrituale entwickeln und regelmäßig einhalten
- Überprüfen von Trink-und Essgewohnheiten: Meiden am Abend von Nikotin, Kaffee und Alkohol. Alkohol lässt zwar leichter einschlafen, führt jedoch zu Durchschlafstörungen. Achten auf leichtes Abendessen. Schlaffördernd sind Milch und Milchprodukte, Ananas, Bananen. Schlafstörend dagegen sind Eier, Fisch, Erbsen, Avocado und Bohnen
- Überprüfung der Schlafumgebung : ausreichende Lärmschutz und Verdunkelung, Funktionalität des Bettzeugs, angenehme Raumtemperatur
- Überprüfung von Medikamenten: einige davon können Schlafstörung provozieren wie z.B. Appetitzügler, Entwässerungsmittel
- Ängste vor Schlaflosigkeit und falsche Vorstellungen abbauen
Eine schlaflose Nacht oder ein mehrtägiges Schlafdefizit, so unangenehm dies auch empfunden wird, führt nicht zu Gesundheitsschäden. Hält aber eine Schlafstörung länger als 1-2 Monate, tritt mehrfach in der Woche ein und verursacht tagsüber Beschwerden, sollte man zur weiteren Abklärung einen Arzt konsultieren.
Olga Weirich, Fachärztin für Neurologie